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Erinnerung in der Wiener Moderne

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Ein weibliches Krankheitsbild der Wiener Moderne - die Hysterie - wird als kulturelles Zeichen gelesen. Durch ihre kommunikative Bedeutung als averbales Ausdrucksmittel und den von ihr abhängigen Deutungsmustern, begibt sie sich in ein Wechselspiel mit den Wunschbildern der Epoche, die in sie hineinprojiziert werden und die sie widerspiegelt. Sie veranschaulicht eine schmerzvolle und unumschränkte Erfahrung der Grenzüberschreitung, deren Erfahrungshorizont einerseits die "Leere dieser Überschreitung" und andererseits die "Entfaltung der Welt in der Grenzerfahrung" bemisst. In ihr manifestiert sich der für die Wiener Moderne charakteristische Bruch zwischen Denken, Sprechen und Sein in der Ich-Auflösung - in seiner radikalen Vollendung und letzten Konsequenz. Das Ineinandergreifen psychologischer Erkenntnisse und ausgewählter literarischer Texte der Wiener Moderne führt das Zusammenspiel dreier miteinander verwoben psychischer Vorgänge vor: der Hysterie, der Trauer und der Erinnerung. Die herausragende Leistung dieser Arbeit liegt nicht nur darin, die Theorien der Erinnerung und Trauer in Zusammenhang mit der Zeitwahrnehmung zu bringen - Zeit als erwartete, erfüllte und unerfüllte Zeit -, sondern auch die Möglichkeiten der literarischen Darstellung einer solchen Zeitwahrnehmung zu behandeln. Die literarischen Werke stellen ein 'Seelendrama' vor, in dem die Frage nach der Bedeutung und dem Erleben von Vergangenheit und Wandel in unterschiedlichen Verfahrensweisen, der formalen Behandlung und der Betrachtungsweise von Erinnerung und Vergangenheit, thematisiert und dargestellt wird. (Hugo von Hofmannsthal thematisiert den Umgang und die Art des Erinnerns und Vergessens, indem er gemäß des antiken Stoffes seine Figuren symbolisch besetzt, während Arthur Schnitzler den zeitgenössischen Kriterien zufolge zum inneren Monolog und dem Bewusstseinsstrom greift, die es ihm ermöglichen, die verschiedenen Mechanismen des Erinnerns und deren Ineinandergreifen mit den Funktionen des Bewusstseins zu beleuchten. Schnitzlers künstlerische Vorgehensweise wird mit dem Begriff 'Psychopoetik der Erinnerung' bezeichnet und Hofmannsthals 'Psychopathologie der Erinnerung'.)
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